Drei Jahre war Andreas Straub Manager im ALDI-Konzern. Er hat zu funktionieren versucht und wollte die herrschende Unternehmensphilosophie strikt umsetzen. Doch die rüden Methoden gegen die Beschäftigten gaben ihm zu denken, er wollte andere Wege einschlagen und wurde den Konzernoberen zunehmend unbequem. Mit den üblichen Mitteln, die in diesem Hause herrschen, wurde er schließlich weggemobbt. Er hat seine Erfahrungen in einem Buch veröffentlich: “ALDI – einfach billig”, heißt es und ist im Rowohlt-Verlag erschienen.
“Ein rigides System von Kontrolle und Einschüchterung sorgt für die Durchsetzung der Unternehmensziele. In diesem Klima kann sich Gegenwehr nur schwer formieren. Gleich in seinen ersten Tagen erlebt Straub, wie ein Filialleiter derart niedergebrüllt und fertiggemacht wird, dass er noch an Ort und Stelle einen (miserablen) Aufhebungsvertrag unterschreibt, Schweigegebot inklusive. Die Methode ist bekannt: die Betroffenen in Angst und Schrecken versetzen, sie sozial isolieren, ihr Selbstwertgefühl zerstören. Viele reagieren auf solche Überfälle von Vorgesetzten mit Lähmungsstarre («Angststörungen bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen»), selbst für ein faires Arbeitsgerichtsverfahren fehlt ihnen dann die Kraft…”
Ein entscheidender Grund, warum sich das Märchen hält, bei ALDI hätten es die Beschäftigten besser. Die Einkommen sind dort zwar tatsächlich höher als in vergleichbaren Discountern – aber der Preis ist sehr hoch. Zu hoch, meint nicht nur Andreas Straub. Der Norddeutsche Rundfunk hat in einem Filmbeitrag ähnliche Vorwürfe wie Straub erhoben und zeigt an Beispielen, dass zur Unternehmensphilosophie auch das gezielte Bossing gegen Betriebsräte gehört bzw. der Versuch, die Bildung gewerkschaftlich aktiver Betriebsräte von vornherein zu verhindern.