Natus in Trier ist eine Weltfirma. Die Schaltanlagen, die von über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebaut werden, gehen in aller Herren Länder. Präzision und hohe Qualität sind Standard. Gleichzeitig ist das Unternehmen in der Region verankert. Der Vorstand des heimischen Fußballklubs Eintracht Trier, der z.Zt. in der Regionalliga West (im Volksmund “4. Liga” genannt) kickt, wird von Natus junior geführt, zahlreiche weitere Vereine kommen in den Genuss von Natus-Zuwendungen und der örtlichen “Vereinigung Trierer Unternehmer” steht derselbe Frank Natus vor. Dazu zeigt sich das Unternehmen in der Beschäftigung von Behinderten sozial engagiert.
Eigentlich also gute Gründe, um auch die Arbeiter und Angestellten im Unternehmen verantwortungsbewusst zu behandeln und Arbeitnehmerrechte zu achten. Aber als im November 2011 Mitarbeiter des Unternehmens eine Betriebsratswahl vorbereiten wollten, erhielten einige Wochen später mehrere von ihnen die Kündigung. Drei der vier Gekündigten hatten sich auffällig aktiv für die Einleitung der Betriebsratswahlen eingesetzt. Plakate vor dem Betrieb, die zur Wahlversammlung aufriefen, wurden abgerissen – ein Vorgang, der die Staatsanwaltschaft auf den Plan rief. Ruppig und respektlos sind solche Methoden – und leider kommen sie auch im Arbeitsalltag nach Berichten zahlreicher Beschäftigter vor, besonders wenn es um Eingruppierungen und Umsetzungen geht, befristete Jobs und untertarifliche Bezahlung.
Weshalb sich eine Initiative von Beschäftigten und Unterstützern gebildet hat, die gemeinsam mit der IG Metall dafür sorgen wollen, dass bei Natus Respekt für die grundlegenden Arbeitnehmerrechte einkehrt. Am Donnerstag, den 28. Juni, hat eine Wahlversammlung stattgefunden. Die vorgeschlagenen Kandidaten für einen Wahlvorstand, dessen Aufgabe die Einleitung der BR-Wahlen ist, wurden allerdings nicht mit der erforderlichen absoluten Mehrheit der abgegebenen Stimmen gewählt. Doch immerhin haben über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Stimmzettel die Wahlkandidaten unterstützt – und das, obwohl leitende Angestellte auf der Versammlung heftig Stimmung gegen eine Wahl machten. Mittlerweile hat die IG Metall beim Arbeitsgericht den Antrag auf Einsetzung eines Wahlvorstandes gestellt, damit die Wahl endlich eingeleitet werden kann. Das kann der am 25. September vom Gericht bestellte Wahlvorstand nun auch tun. Damit dürften auch die Versuche von Juniorchef Frank Natus ein Ende haben, statt eines Betriebsrates Belegschaftsvertreter wählen zu lassen. Die wären allerdings ohne jede Rechtsgrundlage und damit ohne jede abgesicherte Einflussmöglichkeit zugunsten der Kolleginnen und Kollegen gewesen.
Im Betrieb wird übrigens die gescheiterte Wahlversammlung mit einiger Empörung diskutiert. Die massiven Zwischenrufe und sogar verbalen Einschüchterungen schienen genauestens vorbereitet und abgesprochen. Und setzten die Stimmungsmache vor der Wahlversammlung fort (so wurde behauptete, wenn es einen Betriebsrat geben sollte, würde die Gleitzeit abgeschafft und das Weihnachtsgeld gleich mit). Man muss wohl bei Natus noch häufiger wiederholen: es gibt verbriefte Rechte für Arbeitnehmer. Trotz aller Drohungen. Aus guten Gründen.