Branka Nadj, lange Jahre Betriebsrätin bei der BWPost, einem privaten Briefdienstzusteller in Stuttgart, wurde vor einem halben Jahr gekündigt. Prominente, Gewerkschafter und Politiker hatten protestiert. BWPost, ein Unternehmen der Stuttgarter Zeitungsgruppe, die mit dem Spruch wirbt “Kommt einfach gut an”, hatte die Kündigung mit dem Argument gerechtfertigt, KollegInnen von Branka Nadj hätten mit Arbeitsniederlegung gedroht, wenn die Betriebsrätin weiterhin im Betrieb arbeiten sollte.
Jetzt hat das Arbeitsgericht Stuttgart einen Vergleich vorgelegt, der von beiden Parteien angenommen wurde: die “Druck”kündigung wurde zurückgenommen, Branka Nadj erhält 70.000 Euro Abfindung für ihr Ausscheiden aus dem Unternehmen.
Die Erpressung also hat am Ende funktioniert – eine von oben organisierte Erpressung. Denn auf die Idee, MitarbeiterInnen gegen die Betriebsrätin in Stellung zu bringen, war der Geschäftsführer selbst gekommen. Und hatte sogar eine der Mitarbeiterinnen mit dem Posten von Frau Nadj als Schichtleiterin belohnt, gleich nachdem sie die Unterschriftenliste zum Streik gegen die Betriebsrätin unterzeichnet hatte.
Im Solidaritätsblog sagt Branka Nadj, sie wäre zwar gerne wieder zurück in ihren Betrieb gegangen, sei aber trotzdem erleichtert. „Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich habe meine Arbeit gern gemacht und es gab dort ja auch viele, die mich gern mochten“. Es wäre für sie an ihrem alten Arbeitsplatz sicher sehr schwer geworden. Das zu betonen, war auch dem Richter sehr wichtig. Seinen Vorschlag zur Abfindung leitete er mit den Worten ein: „Nur ganz selten erlebe ich hier, wie verbrannt der Boden in einem Betrieb sein kann“.