Der Textildiscounter “kik” hat nicht den besten Ruf in der Welt. Da stürzen schon mal Fabrikgebäude der Unternehmen ein, die der Konzern mit der Produktion seiner Billigware beauftragt oder brennen ab. Hunderte, ja Tausende Textilarbeiterinnen kamen in den letzten Jahren bei der Herstellung von kik-Textilien zu Tode.
In Deutschland geht kik auch nicht besonders pfleglich mit seinen ArbeitnehmerInnen um. Hier steht zwar nicht ihr Recht auf Leben und körperliche Unversehrheit auf dem Spiel – aber zum Beispiel das Recht auf freie Meinungsäußerung. Jedenfalls möchte die kik Logistikzentrale in Bönen im Kreis Unna dem Betriebsratsmitglied Andreas Piezocha gern den Mund verbieten. Weil der ver.di-Gewerkschafter sich kritisch (u.a. in der Gewerkschaftszeitung der Partei Die Linke) über die Personalpolitik des Unternehmens und über die Weigerung einen Tarifvertrag abzuschließen, geäußert hat, will kik ihn rausschmeißen. Doch der Betriebsrat hat das Kündigungsbegehren zurückgewiesen. Und nun versucht der Anwalt des Unternehmens, vom zuständigen Arbeitsgericht diese zwingend vorgeschriebene Zustimmung “ersatzweise” zu bekommen. Am 9. Juni war Güteverhandlung. Dazu erschienen etwa 100 KollegInnen von Andreas Piezocha, um ihn zu unterstützen.
In der Verhandlung geriet der Unternehmer-Anwalt nach Augenzeugenberichten arg ins Schwitzen. Es ist der berüchtigte Wadenbeißer Schreiner, der landauf, landab mit 1000 Euro teuren Tagesseminaren Personalleitern beibringt, wie man “die Richtigen kündigt”, “In Zukunft ohne Betriebsrat” herrscht oder “störende Arbeitnehmer” rausschmeißt. Als der Anwalt von Andreas Piezocha von diesen Seminaren berichtete, um die Haltung zu charakterisieren, mit der kik gegen den Betriebsrat vorgeht (allein 14 Abmahnungen im ersten Jahr seiner Betriebsratsarbeit – davor keine einzige), brach der vor Gericht gern als Saubermann agierende Schreiner wohl in Schweiß aus. Es könnte nämlich durchaus Folgen für die Glaubwürdigkeit des Un-Rechtsanwalts bei Gericht haben, wenn ein Arbeitsrichter ausführlich über das strategische Konzept dieser Sorte Gewerkschaftshasser in Kenntnis gesetzt ist.
Die Lokalpresse berichtete bislang ausführlich über die Methoden von kik, sicherlich sehr zum Ärger der Firma. Denn als Einzelhandelsunternehmen ist es auch abhängig von der Kundenmeinung. Und es dürfte viele kik-Kunden geben, die trotz billigster Billigpreise ungern in einem Laden Geld lassen, in dem die Beschäftigten drangsaliert werden.
Im jüngsten Verfahren vor dem Arbeitsgericht geht es um die Klage des Betriebsrates gegen die fortgesetzten Verstöße der Geschäftsleitung gegen das Betriebsverfassungsgesetz, konkret in Sachen Arbeitszeit. Der Richter schlug jetzt einen Vergleich mit dem Ziel vor, eine Betriebsvereinbahrung dazu abzuschließen. Der aktuelle Bericht im Westfälische Anzeiger.
Mehr zur Geschichte der Auseinandersetzungen im kik-Zentrallager hier.