Bauhaus will engagierte Betriebsrätin vor die Tür setzen, während Heinz G. Baus, der Baumarkt-Milliardär und Steuernomade, in der Schweiz und Monaco lebt
Mitarbeiter sind das wertvollste Gut für Bauhaus, behauptet die zweitgrößte Baumarktkette Deutschlands. Tatsächlich sorgt der Konzern, der 2013 europaweit über 17.000 Mitarbeiter-innen beschäftigte, wegen seines rüden Umgangs mit Lohnabhängigen immer wieder für Schlagzeilen. 2009 war die Wortschöpfung „betriebsratsverseucht“, mit der leitende Bauhaus-Angestellte Filialen bezeichneten, in denen Betriebsräte existieren, Unwort des Jahres.
Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen als Seuche zu bezeichnen, sei ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Beschäftigten, befand die Jury. Seitdem hat sich bei Bauhaus offensichtlich wenig geändert. In Witten will die Geschäftsleitung nun die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende vor die Tür setzen, fristlos. Bianca D. hat sich in den letzten drei Jahren gemeinsam mit ihren Kolleg-innen sehr erfolgreich für die Interessen der Belegschaft eingesetzt, offensichtlich sehr zum Verdruss ihres Arbeitgebers. Die Kommunikation zwischen dem Betriebsrat lief nur noch schriftlich und weil die Geschäftsleitung in der Regel nicht reagierte, über Anwaltskanzleien. Trotzdem hat die betriebliche Interessenvertretung gute Arbeit geleistet. Sie hat für Transparenz bei der Vergütung gesorgt, so dass die Beschäftigten in Witten heute tatsächlich in Anlehnung an den Verdi-Tarifvertrag bezahlt werden. Es gibt eine bessere Pausenregel, sechs Wochen Vorlauf für den Schichtplan und keine Videoüberwachung mehr. Der Zuspruch innerhalb der Belegschaft ist entsprechend groß. Auch wenn die Gründe für die Kündigung offensichtlich an den Haaren herbeigezogen sind und vor Gericht kaum Bestand haben werden, ist zu befürchten, dass es nicht bei dieser Repressalie bleibt.
Bossing und Mobbing durch Vorgesetzte und Geschäftsleitung zielt auf die Entsolidarisierung der Belegschaft und die Zerschlagung des Betriebsrates und der Gewerkschaft im Betrieb. Die Aktiven sollen sich nur noch mit sich selbst beschäftigen, alle sollen sich misstrauen bis sie entnervt das Handtuch werfen. Doch soweit ist es noch nicht. Der Betriebsrat hat unverzüglich die Belegschaft über die bevorstehende Kündigung informiert, verbunden mit der Ankündigung, dass mit ihm auch weiterhin zu rechnen sei. Dieser eklatante Fall von Bossing ist kein Einzelfall bei Bauhaus, im Gegenteil. 2007 erwog Verdi Mannheim, die Staatsanwaltschaft wegen Behinderung einer Betriebsratswahl einzuschalten. Zwei Jahre später wurden kurz nach der Eröffnung von zwei Märkten in Stuttgart über 30 von über 200 Beschäftigten entlassen, um die Wahl der betrieblichen Interessenvertretung zu verhindern. Bauhaus-Betriebsräte aus Mannheim und Darmstadt sowie aktive Gewerkschafter fuhren in ihrer Freizeit nach Stuttgart, stellten sich immer wieder mit Schildern, Transparenten und Flugblättern vor Bauhaus-Märkte, um die Rücknahme der Kündigungen und die Wahl eines Betriebsrats durchzusetzen.
Union-Busting, die systematische Bekämpfung gewerkschaftlich Aktiver und die Einschüchterung der Belegschaft, ist bei Bauhaus offenbar Unternehmenspolitik. Nach Angaben des Konzerns gibt es in Deutschland nur in zehn von über 130 Filialen einen Betriebsrat. Damit befindet sich die Heimwerker-Kette in schlechter Gesellschaft. Im Handel haben insgesamt nur zehn Prozent der Märkte einen Betriebsrat. Kein Wunder, dass die Beschäftigten, die Waren in Regale räumen, verkaufen oder an der Kasse sitzen, sich in der Regel ganz unten wiederfinden, während die Eigentümer der erfolgreichen Handels-Ketten ganz oben auf dem Treppchen stehen. Heinz G. Baus zählt hierzulande zu den 40 reichsten Deutschen. Doch der Milliardär – geschätztes Vermögen 2,5 Milliarden Euro – ist ein so genannter Steuernomade. Bereits in den 70er-Jahren entdeckte er das günstige Steuerklima in der Schweiz, zog mit Familie von Mannheim an den Thuner See und zahlte fortan so viel Abgaben wie eine Berner Pflegefachfrau mit zwanzig Jahren Berufserfahrung, schrieb eine Schweizer Boulevardzeitung. Vor drei Jahren fiel das auf und so zog Baus weiter ins Steuerparadies Monaco. Als «résident privilégié» des Fürstentums zahlt der Milliardär keine Steuern auf sein Einkommen. Die Holding führt er weiter von der Schweiz aus und die Geschäfte laufen prächtig, Jahresumsatz über 5 Milliarden Euro.
Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Reichtum und der Schamlosigkeit der Milliardäre sowie Lohndumping und schlechten Arbeitsbedingungen in den Märkten. Ändern können dies nur starke und kämpferische Belegschaften und mutige Interessenvertreter, wie die Wittener Bauhaus-Betriebsräte, die sich dem alltäglichen Druck des Managements widersetzen. Damit das so bleibt, muss die Behinderung der Betriebsratsarbeit endlich strafrechtlich verfolgt werden, genauso wie die Steuerflucht.