Die Geschäftsleitung einer Bremer Filiale der Biosupermarktkette soll eine Betriebsratswahl verhindert haben, berichtet die taz am 2. November. In einer Kundeninformation hatte die Filialleitung erklärt, wegen einer „technischen Störung“ müsse man zwei Stunden früher schließen. Tatsächlich wollten MitarbeiterInnen ihre Mitbestimmunsgrechte wahrnehmen und einen Betriebsrat zu gründen. Doch die Wahl kam nicht zustande. Gleich nachdem in der Filiale mit Aushängen zur Wahl eines Betriebsrats aufgerufen worden war, hatten Filialleitung und Gebietsleiter zu Mitarbeitergesprächen geladen und ihren Unmut geäußert, sagen MitarbeiterInnen. Am Wahltag selbst habe die Geschäftsleitung drei eigene KandidatInnen für den Wahlvorstand aufgestellt, so dass niemand die erforderliche Stimmenanzahl bekam.
Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann behauptet, die Mitarbeiter der Filiale hätten sich gegen die Wahl eines Betriebsrats ausgesprochen und man stehe dem Wunsch nach einer Interessenvertretung „selbstverständlich offen gegenüber“. MitarbeiterInnen berichten, das Betriebsklima sei in den letzten Monaten immer schlechter geworden, der Druck sei gestiegen, es habe Versetzungen und Entlassungen gegeben. Arbeitnehmerrechte müssten hart erkämpft werden – in der Biobranche genauso wie im konventionellen Handel, zitiert die taz Hubert Thiermeyer, Verdi-Landesleiter für den Fachbereich Handel in Bayern . Die Biosupermarktkette Alnatura bezahlt ihre Beschäftigten seit 2010 nach Tarif – allerdings auch erst nachdem Medien über Dumpinglöhne bei der Biosupermarktkette berichtet hatten. Bisher gibt es nur in einer von 98 Filialen einen Betriebsrat. Käme nun in Bremen ein weiterer hinzu, dürfte ein Gesamtbetriebsrat gebildet werden, der sich auch um Belange des Gesamtunternehmen kümmern könnte.
Verdi will in Bremen den Wahlvorstand nun über das Arbeitsgericht einsetzen lassen.