Bauhaus, die Nummer Zwei bei den Heimwerkermärkten, will schon wieder eine engagierte Betriebsrätin vor die Tür setzen, diesmal in Mannheim-Waldhof. Stefanie Z. soll ihren Job verlieren, weil sie ihre Krankmeldungen angeblich verspätet abgegeben haben soll. Der Kündigungsgrund ist an den Haaren herbeigezogen. Der Betriebsrat, der erst seit 2013 im Amt ist, stand von Anfang unter massivem Druck der Geschäftsleitung und erstattete wegen der systematischen Behinderung seiner Mitbestimmungsrechte Anzeige nach §119 Betriebsverfassungsgesetz. Besonders allergisch reagierte die Geschäftsleitung auf die Forderung der Belegschaftsvertretung, die Lohnlisten einsehen zu können. Auch wenn die Kündigung vor Gericht kaum Bestand haben wird, ist zu befürchten, dass es nicht bei dieser Repressalie bleibt.
Die Verhinderung von Betriebsratsgründungen, Wahlmanipulationen, Einflussnahme, Kündigungen von Betriebsräten, ist bei Bauhaus kein Einzelfall. Die zweitgrößte Baumarktkette Deutschlands, die europaweit über 17.000 Mitarbeiter-innen beschäftigte, sorgte wegen des rüden Umgangs mit Beschäftigten immer wieder für Schlagzeilen. 2009 wurde die Wortschöpfung, „betriebsratsverseucht“, mit der leitende Angestellte von Bauhaus Filialen bezeichneten, wo Betriebsräte existieren, zum Unwort des Jahres gewählt. Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen als Seuche zu bezeichnen, sei ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Beschäftigten, befand die Jury. Nach der Eröffnung von zwei Märkten in Stuttgart waren kurz zuvor über dreißig Beschäftigte entlassen worden, um die Wahl von Betriebsräten zu verhindern. Bauhaus-Mitarbeiter-innen aus Mannheim und Darmstadt sowie aktive Gewerkschafter fuhren daraufhin in ihrer Freizeit nach Stuttgart, stellten sich mit Schildern, Transparenten und Flugblättern vor die Märkte, um die Rücknahme der Kündigungen und die Wahl eines Betriebsrats durchzusetzen. Seitdem hat sich bei Bauhaus offensichtlich wenig geändert. In Witten wollte die Geschäftsleitung im vergangenen Herbst die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende vor die Tür setzen. Doch daraus wurde nichts. Bianca D. wehrte sich gemeinsam mit ihren Kolleg-innen erfolgreich. Bauhaus geriet unter Druck und nahm die Kündigung zurück. In Gründau-Lieblos scheiterte die Geschäftsleitung kürzlich vor Gericht mit der Absicht, einen Betriebsrat zu schassen.
Union-Busting, die systematische Bekämpfung gewerkschaftlich Aktiver und die Einschüchterung der Belegschaft, gehört bei Bauhaus zum Geschäftsmodell. Nur zehn von 150 Filialen haben einen Betriebsrat. Die Geschäfte laufen prächtig. Der Jahresumsatz liegt bei 5 Milliarden Euro. Der Eigentümer, Heinz G. Baus, zählt zu den 40 reichsten Deutschen. Doch der Milliardär – geschätztes Vermögen 2,5 Milliarden Euro – ist ein Steuernomade. Bereits in den 70er-Jahren entdeckte er das günstige Umfeld in der Schweiz, zog mit Familie von Mannheim an den Thuner See und zahlte fortan Abgaben wie eine Pflegekraft mit zwanzig Jahren Berufserfahrung, schrieb eine Schweizer Boulevardzeitung. Vor vier Jahren fiel das auf und Baus zog weiter ins nächste Steuerparadies, ins Fürstentum Monaco. Als «résident privilégié» zahlt er dort überhaupt keine Steuern auf sein Einkommen.
Es gibt offensichtlich einen direkten Zusammenhang zwischen der Schamlosigkeit eines Herrn Baus und dem miesen Umgang mit Mitarbeiter-innen. Ändern können dies nur starke und kämpferische Belegschaften sowie mutige Interessenvertreter, die sich dem alltäglichen Druck des Managements widersetzen. Damit das so bleibt, muss die Behinderung der Betriebsratsarbeit endlich strafrechtlich verfolgt werden, genauso wie die Steuerflucht.