23. August 2016

Bossing bei Rheinbahndienstleister ISO-Security

Das Düsseldorfer Wachschutzunternehmen ISO-Security greift zu immer rabiateren Methoden, um den erst im März gewählten Betriebsrat loszuwerden und kündigte gleich drei Mitgliedern der Belegschaftsvertretung. Die Firma, dessen Personal für die Rheinbahn und andere bekannte Auftraggeber im Raum Düsseldorf wie die VHS und die TV-Agentur Brainpool arbeitet, bei der unter anderem Stefan Raab und Anke Engelke unter Vertrag stehen, sieht sich als Opfer illegaler Machenschaften. Der Betriebsrat und verdi halten dagegen.

Mit Hilfe der Gewerkschaft hatten die drei Mitarbeiter des Unternehmens Anfang des Jahres einen Betriebsrat gegründet. Bernd Roll, Chef von I.S.O. Security und Ex-Polizist, versuchte von Anfang an, die Wahl eines Betriebsrats zu verhindern, sagt verdi-Sekretär Özay Tarim. Weil Roll das nicht schaffte, soll er den drei Belegschaftsvertretern große Summen angeboten haben, damit sie die Firma freiwillig verlassen und als das nicht zog, habe er schließlich den Spieß umgedreht und Strafanzeige wegen versuchter gemeinschaftlicher Erpressung erstattet, unter anderem auch gegen Tarim. „Strafrechtlich wird das nichts“, sagt er. Die Anzeige gegen ihn sei inzwischen vom Tisch.

Hintergrund der Konflikte bei ISO-Security seien fortgesetzte Verstöße des gegen den Tarifvertrag im Sicherheitsgewerbe.  Das mittelständische Unternehmen, bei dem rund 60 Beschäftigte arbeiten, sei nach den Arbeitsverträgen zwar an die Tarifvereinbarungen der Branche gebunden, die würden aber nicht umgesetzt: Zu wenig Urlaubstage, keine Zuschläge bei kurzfristigen Einsätzen an eigentlich dienstfreien Tagen. Die Initiative zur Gründung eines Betriebsrats ging von einem Kollegen aus, der seit elf Jahren in der Firma ist. Im Februar lud er mit anderen Mitarbeitern zu einer Betriebsversammlung, bei der es um die Wahl des ersten Betriebsrats ging. Eine Woche später erhielt er die fristlose Kündigung. Das Unternehmen machte erst nach der Wahl des Betriebsrats einen Rückzieher.

Die gewerkschaftliche Organisierung und die Gründung des Betriebsrats zahlte sich für die Belegschaft prompt aus. ISO-Security zahlte die tarifliche Lohnerhöhung für ein ganzes Jahr nach. Doch der Druck auf den Betriebsrat ließ nicht nach, im Gegenteil. Der ständige Psychoterror veranlasste einige Mitglieder schließlich, über eine Abfindung zu verhandeln. Um die Mitbestimmung auszuhebeln, stellte ISO-Chef Roll neue Mitarbeiter nun bei der „Firma Bernd Roll“ an, stattete sie aber mit Dienstkleidung von ISO-Security aus. Das sorgte für neuen Ärger, nicht nur mit dem Betriebsrat, den er bei den Einstellungen nun außen vorließ, sondern auch mit seinem größten Auftraggeber, der Rheinbahn, die dieses Geschäftsgebaren nicht akzeptierte und dafür sorgte, dass die neuen Kollegen nun auch bei ISO-Security angestellt werden.

Weil sich die drei gekündigten Betriebsräte nicht einschüchtern lassen und weiterhin ihrer Betriebsratsarbeit nachgehen, legte ISO-Security jetzt noch einen drauf und schob eine weitere fristlose Kündigung nach. Die Betriebsräte sollen den Betriebsfrieden gestört haben, weil sie in einer Mail ihre zwei Betriebsratskollegen darauf hingewiesen hatten, dass sie trotz Kündigung weiterhin im Amt sind. Die Interessen des Unternehmens werden übrigens von der Düsseldorfer Kanzlei Burgmer wahrgenommen, deren Anwälte nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaften in der Region vertreten.  Der Rechtsanwalt der gekündigten ISO Betriebsräte Marc Hessling bereitet dagegen eine Strafanzeige wegen Behinderung des Betriebsrats, § 119 Betriebsverfassungsgesetz, vor. Das Unternehmen versucht, die legitime Interessenvertretung der Belegschaft zu zerschlagen, sagt verdi-Sekretär Tarim und ruft zur Solidarität mit den Kollegen auf.