TK MAXX ist ein Weltkonzern. Der Stammsitz befindet sich in den USA. In Europa verkauft er seit
knapp 30 Jahren in mittlerweile über 400 Filialen Kleidung, Schuhe, Accessoires und anderes
mehr, angeblich preiswerte Markenprodukte.
Ein Konzept, das aufzugehen scheint, betrachtet man die Erfolge seiner expansiven Unternehmensstrategie. Allerdings haben zahlreiche Medien Zweifel, unter ihnen Business-Insider, Galileo und Focus, dass das versprochene Konzept des billigen Schnäppchenkaufs ehrlich ist. Denn bei TK MAXX werden nicht nur zahlreiche Eigenmarken, sondern häufig auch Markenprodukte zweiter Wahl verkauft – ohne dass die Kundinnen und Kunden darüber aufgeklärt würden.
TK MAXX ist kein sehr auskunftsfreudiges Unternehmen. So werden auch Beschäftigten- und Umsatz- oder gar Gewinnzahlen nicht offen mitgeteilt. Angeblich erwirtschaften mittlerweile rund 10.000 Beschäftigte in Deutschland für TK MAXX die Umsätze in über 160 Filialen. Gerade mal zwanzig dieser Stores verfügen über einen Betriebsrat. Eine so geringe Betriebsratsquote ist im Einzelhandel keine Seltenheit. Selten in der Branche allerdings dürfte die außerordentliche Ruppigkeit sein, mit der TK MAXX Versuche von Betriebsratsgründungen bekämpft und einmal gewählten Betriebsräten das Leben schwer macht, wenn sie aktiv und erfolgreich im Sinne ihrer Kolleginnen und Kollegen sind.
Uns liegen Berichte vor, dass der Konzern in einer Großstadtfiliale und in einem Schwesterunternehmen in Bergheim (in der Nähe von Köln) versucht hat, das Zustandekommen eines Betriebsrates zu verhindern. Auch in Aschaffenburg berichteten die regionalen Medien über solche Verhinderungsversuche. Nun sind wir darüber informiert worden, dass TK MAXX in Aschaffenburg mit großer Brutalität gegen die Betriebsratsvorsitzende und ihre Stellvertreterin vorgeht. Mit Abmahnungen, unerlaubter Video-Überwachung am Arbeitsplatz und mehreren Versuchen fristloser Kündigung bzw. Amtsenthebung wollen sie die beiden arbeitgeberkritischen Mitglieder des Betriebsrats aus dem Unternehmen drängen. Die Aktivitäten werden begleitet von übler Nachrede gegen die Kolleginnen und von dem Versuch, andere Beschäftigte gegen sie aufzustacheln. Dazu muss man wissen, dass die beiden Betriebsräte gemeinsam mit einer dritten, alle drei sind mittlerweile langfristig erkrankt, viel für ihre Kolleginnen erreicht haben.
Herausragend und mit positiven Folgen für alle Filialen in Deutschland ist, dass erkrankten Mitarbeitern in Aschaffenburg keine Minusstunden mehr angerechnet werden dürfen, wenn sie während eines Arbeitstages nach Hause gehen müssen. Dieser Fortschritt musste in allen deutschen Stores übernommen werden, denn das Zeiterfassungssystem bei TK MAXX gilt deutschlandweit.
Außerdem setzte der Betriebsrat mit Mehrheit durch, dass die Mitarbeiterinnen in Aschaffenburg nicht mehr wie früher erst um 21 Uhr Feierabend hatten, sondern bereits um 20 Uhr nach Hause gehen können. Durch energisches Verhandeln erreichten die Betriebsrätinnen außerdem, dass die Beschäftigten von 19 bis 20 Uhr eine 20-prozentige Zulage erhalten und von 20 bis 21 Uhr 45 Prozent. Vorher gab es für Arbeit in dieser Zeit keine Prozente obendrauf.
Aber in Aschaffenburg gehen die Mitarbeiter*innen trotzdem um 20 Uhr nach Hause. Der Store muss also früher schließen als anderswo, die Beschäftigten wollten Beruf und Familie besser vereinbaren. Gemeinsam mit den Filialen in Neuss und Dortmund setzte der Betriebsrat in Aschaffenburg schließlich einen 25 Euro Gutschein für Sonntagsarbeit durch (unabhängig von den üblichen Sonntagszuschlägen), plus bezahlte Pausen und warmes Essen. Auch das musste TK MAXX deutschlandweit übernehmen.
Anscheinend waren all diese Erfolge der Belegschaft Grund genug für die Chefetage, um die große Keule rauszuholen und die aktiven Betriebsratsmitglieder aus dem Unternehmen zu mobben.
TK MAXX ging sogar so weit, ein kritisches Betriebsratsmitglied wegen falscher Verdächtigung im Rahmen von Arbeitsgerichtsverfahren anzuklagen. Doch dieser Versuch wurde von der Staatsanwaltschaft umgehend durchschaut und zurückgewiesen. Allerdings läuft noch ein Verfahren gegen die Betriebsrätin – wegen angeblicher Behinderung der Betriebsratsarbeit. Ein seltsamer Versuch. Vielleicht auch billige Rache. Denn der Regionalmanager von TK MAXX ist seinerseits wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit angeklagt: Seit Jahren wirft er dem Betriebsrat Knüppel zwischen die Beine.
Wir haben den Arbeitgeber um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. Hingewiesen haben wir auch auf die schweren gesundheitlichen Folgen, die das Betriebsratsmobbing zur Folge hat: Sie sind nun schon seit Monaten krank geschrieben. Die Antwort von TK MAXX: „Wir nehmen unsere Verantwortung als Arbeitgeber sehr ernst und nach eingehender Prüfung können wir keine Belege finden, die diese Vorwürfe bestätigen.“
Solidarität gefragt:
Der nächste Gerichtstermin findet am 10. Februar 2023 vor dem Arbeitsgericht in Aschaffenburg statt. Es geht dabei um den Versuch von TK MAXX, ein Betriebsratsmitglied zu
kündigen.
Die aktiven Kolleginnen freuen sich über Eure Teilnahme!