Die Bankenmetropole Frankfurt bemüht sich wie jede Kommune um eine gedeihliche Wirtschaftsförderung. Manche Gemeinden betreiben dieses Geschäft von ihrem Wirtschaftsdezernat aus, andere organisieren ein städtisches Unternehmen, bei dem die Kompetenzen gebündelt werden. Die Frankfurter Wirtschaftsförderung ist einer GmbH übergeben worden, die im hundertprozentigen Besitz der Kommune liegt. Dem Aufsichtsrat der GmbH sitzt der Oberbürgermeister der Stadt vor, z.Zt. Peter Feldmann, SPD.
An ihn hat work-watch Anfang Oktober einen Brief geschickt. Wir wollten wissen, warum die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH Helmut Naujoks, den aus Funk und Fernsehen bekannten Gewerkschaftshasser und Betriebsratsfresser als Anwalt angeheuert hat. Naujoks war nämlich auf einem Kündigungsprozess beim Arbeitsgericht aufgetreten und wollte im Auftrag der Wirtschaftsförderungs GmbH die Kündigung eines dort Angestellten durchsetzen.
Leider haben wir auf unseren Brief keine Antwort erhalten. Das veranlasst uns dazu, den Vorgang an die Öffentlichkeit zu bringen. Unter anderen haben wir die Fraktionen im Rat der Stadt Frankfurt informiert. Denn ein solcher Antidemokrat, ein echter Hooligan unter den Arbeitsrechtsanwälten, kann nach unserer Ansicht nicht von einer Kommune beauftragt und auch noch mit Steuergeldern dafür entlohnt werden:
Offener Brief von work-watch e.V. an den Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Oberbürgermeister Peter Feldmann!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Work-watch ist eine Einrichtung, die systematischen Rechtsverletzungen in Unternehmen gegenüber ihren Beschäftigten nachgeht. Näheres zu unserer Organisation, die u.a. Günter Wallraff zu ihren Unterstützern zählt, können Sie unserem Internetauftritt unter www.work-watch.de entnehmen.
Wir sind auf die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH aufmerksam geworden, weil Ihr Unternehmen als Ratgeber Herrn Helmut Naujoks beauftragt hat. Helmut Naujoks ist ein medienbekannter Arbeitgeberanwalt, der vor Rechtsbeugung und Rechtsbruch nicht zurückscheut. Naujoks selbst setzt sich die „Kündigung von Unkündbaren“ zum Ziel und bietet unter dieser Überschrift seine Dienste an. Günter Wallraff hat über sein Wirken im Buch „Aus der schönen neuen Welt“ ausführlich berichtet. Das Berliner Arbeitsgericht bescheinigte ihm bzw. einem von ihm vertretenen Unternehmen, dass seine Methoden „von der Rechtsordnung nicht gebilligt“ würden.
Es darf daher als allgemein bekannt gelten, dass dieser Mann mit Methoden des Psychoterrors Beschäftigte um ihre Rechte bringen will.
Wir können nicht nachvollziehen, dass sich Ihr Unternehmen, das sich zu 100 Prozent in städtischer Hand befindet, dieses Mannes bedient. Sie honorieren aus Steuergeldern einen antidemokratischen Anwalt.
Wir möchten Sie um eine Erklärung zu der Beauftragung von Herrn Naujoks und darum bitten, ihn nach Prüfung unserer Vorwürfe von seinem Mandat zu entbinden.
Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Kieser