Der Mindestlohn ist eine ehrenwerte Sache. Auch wenn er zu niedrig ist und viel zu häufig straffrei unterlaufen wird.
Aber bei Soloselbständigen muss er noch nicht einmal unterlaufen werden. Soloselbständige sind ja keine Arbeitnehmer, sondern grundsätzlich ein-Mann- bzw. Frau-Firmen.
Ihre Auftraggeber lieben deshalb Soloselbständige, weil sie ihnen jedes Niedrighonorar zumuten können, oft bis hin zur Sittenwidrigkeit und manchmal darüber hinaus, weil kaum einer es wagt in einer Notsituation zu klagen, denn das Ergebnis, wäre nämlich das berufliche Aus: gar keine Aufträge mehr, von niemandem in der Branche, und zwar von heute auf morgen.
Dabei sind ihre Auftraggeber beileibe nicht nur Rekordgewinne einfahrende Privatsender, wie man es vermuten könnte.
Die enorm gut ausgestatteten, Gebühren finanzierten, öffentlich-rechtlichen Anstalten berufen sich auf die Marktüblichkeit und bedienen sich der gleichen Masche: nur die niedrigst möglichen Honorare werden ausgezahlt; Tarifschutz gilt hier nur bedingt, Stundenlöhne sind da nicht fixiert.
Wie man dann davon leben kann – oder vielleicht auch eben nicht – wird den Kunstschafenden selbst überlassen.
Der Journalist Laurent Joachim hat in einem Exklusiv-Interview einen „freien” Kameramann befragen können.
Er packt auf beeindruckende Weise aus, was viele erleben, aber leider nur wenige offen zu sagen wagen: kaum ein Sender schert sich darum, ob die dem Markt tatsächlich völlig ausgelieferten Freiberufler halbwegs menschenwürdig von ihrer Arbeit leben können.
Anderseits lassen die Sender es sich nicht nehmen, Millionen Gagen an ihre vermeintlichen Stars zu überweisen. Manchmal sogar, wenn die Show abgesagt und folglich nicht gearbeitet wird, wie kürzlich im Fall Gottschalk/WDR bekannt wurde.
Hier das Videointerview: