Die Stölting-Gruppe ist ein großes Reinigungsunternehmen mit 4.750 Mitarbeitern und hat ihren Hauptsitz in Recklinghausen. Die “Besinnung auf grundsätzliche Werte, ethisches Handeln und gelebte soziale Verantwortung ” steht in diesem Unternehmen angeblich ganz oben – jedenfalls, wenn man dem Papier glaubt, auf dem der “Business Kodex” der Firma gedruckt ist. In Artikel 3 dieses “Kodex” verpflichtet sich das Unternehmen sogar, die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft in keiner Weise zu behindern.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Die IG BAU informiert darüber, dass Stölting seinen Mitarbeitern eine “Mitarbeitertreueprämie” zahlt, “wenn sie eine Kündigung ihrer Gewerkschaftsmitgliedschaft vorlegen”.
Nun könnte man über die Höhe dieser Prämie lachen. Einmalig zahlt dieser Arbeitgeber für den Austritt aus der Gewerkschaft nämlich 50 Euro. Niemals war Verrat so billig, darf man wohl vermuten. Und wahrscheinlich noch nie hat ein Unternehmer die Dreistigkeit besessen, das grundgesetzlich (und absurderweise sogar vom eigenen “Business-Kodex”) verbriefte Recht auf Gewerkschaftsmitgliedschaft für einen solch jämmerlichen Preis in den Wind zu schießen.
Die WAZ berichtet über den Konflikt und zitiert Susanne Neumann, Bezirksvorsitzende der IG BAU und seit 34 Jahren selbst bei Stölting beschäftigt. Sie ist “empört das Vorgehen. Menschen so unter Druck zu setzen und Betriebsratswahlen zu verhindern, finde ich erschreckend. Mit Geld kann man nicht alles kaufen. Das Angebot ist eine Frechheit und Provokation. So macht man Leute fertig. Aber die Mädels machen alles, um den Job zu behalten.“
Die WAZ zitiert auch Stölting. Die 50 Euro seien eine “Mitarbeitertreueprämie. Sie werde gezahlt, um Mitarbeitern, die sich ‘zu einer Mitgliedschaft haben überreden lassen’ den finanziellen Aufwand auszugleichen.”
307 des Gelsenkirchener Arbeitsgerichts im Justizzentrum an der Bochumer Straße 79.