6. Februar 2020

Ameos – Kliniken: Weihnachtsgeschenk Kündigung. Antwort: Streik.

 

Die AMEOS Gruppe mit Sitz in Zürich betreibt vor allem psychiatrische Abteilungen, hat 12.000 Mitarbeiter*innen in insgesamt 68 Einrichtungen. Ameos ist mehrheitlich im Besitz des Private-Equity-Fonds Carlyle, der rund 223 Milliarden Euro verwaltet und möglichst gewinnbringend investiert.

Das Unternehmen fällt immer wieder durch rabiates Vorgehen gegen Beschäftigte und ihre Gremien auf. AMEOS will weiter expandieren – letztlich auch auf Kosten der Versorgungsqualität.

Konsequent wird darauf geachtet, dass alle Unternehmensteile unter 2.000 Mitarbeiter/innen bleiben und als eigenständige Einheiten fungieren – und damit die deutsche Unternehmensmitbestimmung unterlaufen wird. Es gibt weder einen Konzernbetriebsrat noch einen Aufsichtsrat.

Die Beschäftigten der AMEOS-Kliniken Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Schönebeck und Haldensleben haben eine klare Botschaft an ihren Arbeitgeber geschickt: 99,7 Prozent der ver.di-Mitglieder an allen vier Standorten haben sich für einen Erzwingungsstreik ausgesprochen. Sie wollen, dass der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) zur Anwendung kommt. Damit die Benachteiligung gegenüber den Beschäftigten anderer Akutkliniken in Sachsen-Anhalt endlich ein Ende hat. Von diesem Ziel lassen sie sich auch durch die massiven Einschüchterungsversuche des Arbeitgebers nicht abbringen. Am 27. Januar sind sie den unbefristeten Streik getreten.

 

Ver.di – Aufruf: Solidarität mit Ameos
Frank Werneke und Sylvia Bühler bitten um Solidarität

„Liebe Kollegin, lieber Kollege,

was im Gesundheitswesen geschieht, muss uns alle interessieren. Jede und jeder von uns kann morgen auf medizinische Hilfe angewiesen sein.

Streikende Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt in Kliniken der Ameos-Unternehmsgruppe brauchen eure Solidarität und Unterstützung. Das, was dort passiert, darf keine Schule machen.

Der Arbeitgeber hat kurz vor Weihnachten 14 Kolleginnen und Kollegen fristlos gekündigt und droht mit einer Massenkündigung von 800 Beschäftigten. Und das, weil die Beschäftigten einen Tarifvertrag fordern und ihrer Forderung durch Arbeitskampf Nachdruck verleihen. Bisher lehnt Ameos kategorisch Tarifverhandlungen ab.

[..]

Bei diesem Konflikt geht es um Arbeits- und Entgeltbedingungen. Es geht aber auch um die medizinische Versorgung kranker Menschen im Salzland und in der Börde, denn es wird immer schwieriger, bei solch schlechten Arbeitsbedingungen Personal zu finden. Jeder Betrieb muss sich an Gesetze halten und die Demokratie achten. An ein Unternehmen im Gesundheitswesen, das sich durch Sozialversicherungsbeiträge und Steuern finanziert, stellen wir besondere Anforderungen, gesellschaftliche Werte und Spielregeln zu akzeptieren und einzuhalten.

Weitere Informationen zu diesem Tarifkonflikt findet Ihr unter https://ameos.verdi.de.

Es wird den Vorsitzenden des Vorstands, Dr. Axel Paeger, in Zürich und den neuen Regionalgeschäftsführer Frank-Ulrich  Wiener nicht unbeeindruckt lassen, wenn sie viele Briefe von Betriebsräten, Personalräten und Mitarbeitervertretungen unterschiedlicher Branchen aus der gesamten Republik bekommen. Auch Gewerkschaftsgremien können gerne schreiben. Fordert die beiden Herren auf, unverzüglich die Kündigungen zurückzunehmen und einen Tarifvertrag abzuschließen. Im angehängten Beispiel-Brief findet Ihr die Kontaktdaten.

Herzlichen Dank im Namen unserer streikenden Kolleginnen und Kollegen.

Mit solidarischen Grüßen
Frank Werneke und Sylvia Bühler

ver.di-Vorsitzender und Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes“

Rückfragen bitte an Bundesfachbereich „Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen“
Gisela Neunhöffer, gisela.neunhoeffer@nullverdi.de, Tel.: 030 – 69 56 1842
Uwe Ostendorff, uwe.ostendorff@nullver.di.de, Tel.: 030- 69 56 1849

Anhang Musterbrief

Abs.: Betriebs-/Personalrat, Mitarbeitervertretung XY

Dr. Axel Paeger, CEO, AMEOS Holding AG
Bahnhofplatz 14
CH-8021 Zürich
info@nullameos.ch

Frank-Ulrich Wiener,
Regionalgeschäftsführer Ameos Ost
Eislebener Str. 7a
06449 Aschersleben
frank-ulrich.wiener@nullameos.de

Sehr geehrter Herr Dr. Paeger, sehr geehrter Herr Wiener,

wie wir erfahren mussten, verweigern Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kliniken im Salzland und in der Börde (Sachsen-Anhalt) einen Tarifvertrag. Offensichtlich mit dem Versuch, die Beschäftigten, die entschlossen für ihre Rechte kämpfen, einzuschüchtern und ihren Willen zu brechen, hat der bisherige Regionalgeschäftsführer Herr Dr. Timm kurz vor Weihnachten mit unhaltbaren Begründungen mindestens 14 fristlose Kündigungen ausgesprochen und im Januar gedroht, im Falle eines Arbeitskampfes 800 Beschäftigte zu kündigen. Die Massenkündigungen würden konkret vorzubereitet, für den Standort Schönebeck stehe die Schließung zur Debatte, war in der Presse nachzulesen.

Bei diesem Konflikt geht es um Arbeits- und Entgeltbedingungen. Es geht aber auch um die medizinische Versorgung kranker Menschen im Salzland und in der Börde. Nur wenn die Arbeitsbedingungen gut sind und die Entgelte entsprechend der hohen Verantwortung der Beschäftigten im Gesundheitswesen fair, wird man jetzt und in Zukunft Menschen finden, die sich rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche um kranke Mitmenschen kümmern.

Aus gutem Grund werden Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften verhandelt und abgeschlossen. Im Konfliktfall können betriebliche Interessensvertretungen nicht auf Augenhöhe verhandeln, sie können in letzter Konsequenz nicht zum Streik aufrufen.

Ihr Unternehmen finanziert sich über Sozialversicherungsbeiträge und Steuern. Jeder Betrieb muss sich an Gesetze halten und die Demokratie achten. An ein Unternehmen im Gesundheitswesen stellen wir besondere Anforderungen, gesellschaftliche Werte und Spielregeln zu akzeptieren und einzuhalten.

Wir unterstützen ausdrücklich die Entscheidungen der Betriebsräte, nicht in Verhandlungen über ein „Zukunftspaket“ einzutreten. Die eigenen Rechte, aber auch die Grenzen der betrieblichen Mitbestimmung zu kennen, zeichnet erfahrene Betriebsräte aus.

Mit dem personellen Wechsel in der regionalen Geschäftsführung haben Sie jetzt die Chance, eine neue Seite im Verhältnis zu Ihren Beschäftigten, deren Gewerkschaft ver.di und den betrieblichen Interessenvertretungen aufzuschlagen.

Wir fordern Sie auf:

Nehmen Sie die ausgesprochenen Kündigungen zurück.
Drohung Sie nicht länger mit Massenkündigungen, sondern kommen Sie Ihrem Versorgungsauftrag für die Bevölkerung des Salzlandes nach.
Schließen Sie mit der Gewerkschaft ver.di und dem Marburger Bund für die Beschäftigten im Salzland und in der Börde anständige Tarifverträge ab.

Wir vertreten als Betriebsrat/Personalrat/Mitarbeitervertretung (Anzahl einfügen) Beschäftigte und wir erklären unsere Solidarität mit den Beschäftigten der Kliniken im Salzland und in der Börde. Was im Gesundheitswesen passiert, geht uns alle an. Wir alle können morgen auf Hilfe angewiesen sein.

Kommen Sie Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach.

Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift)