Die Steakhaus-Kette Maredo entlässt in Frankfurt Mitte 2012 fast die komplette Belegschaft einer Filiale – und die kritischen Betriebsräte gleich mit.
Der Vorwurf an die Entlassenen: Alle Mitarbeiter hätten angeblich geklaut. Um dies zu “beweisen”, hat Maredo im Vorfeld – gesetzeswidrig ohne Zustimmung des Betriebsrats – die Kollegen monatelang durch zwei “verdeckte Ermittler” ausgeforscht, und über mindestens vier Wochen durch drei geheime Kameras durchgehend beobachtet.
Die meisten der gefeuerten Kolleg*innen haben alte unbefristete Verträge und sind deshalb teuer als Neueingestelte, denen Maredo ab 2012 7,50 Euro Brutto bezahlt. Die KollegInnen sind zu 80 Prozent gewerkschaftlich organisiert und unterstützen ihren Betriebsrat, der auch in der Tarifkommission gegen die neuen Niedriglöhne antritt.
Für Maredo ist eine betriebsrats- und gewerkschaftsfreie Zone wichtig, da das Private-Equity-Unternehmen ECM mit Sitz in Frankfurt die Filiale übernommen hat. Solche Kapitalgesellschaften kaufen “mittelständische Unternehmen” wie Maredo, um sie nach fünf bis sieben Jahren gewinnbringend weiter zu veräußern.
Nach langen Streitereien vor Gericht gegen die Massenkündigung in Frankfurt einigen sich die Kontrahenten im August 2013 auf einen Vergleich, Schweigepflicht über alle Einzelheiten inklusive. Grund, sich auf den Vergleich einzulassen, ist die Drohung des zuständigen Arbeitsgerichts, es werde allen Verdachts- und Bagatellkündigungen zustimmen (Stand: Oktober2013).
https://www.work-watch.de/2012/06/steakhaus-kette-maredo-entlasst-belegschaft/