Es war wohl von Anfang an ein Witz. Wenn auch ein schlechter. Die ehemalige Betriebsrätin E., die Anfang des Jahres beim Geschenkeband-Hersteller Pattberg in Hattingen ausgeschieden ist, stand heute, am 28.10., als Angeklagte vor Gericht.
Der Vorwurf ihres Ex-Arbeitgebers: Arbeitszeitbetrug. E. habe ihre Pausen nicht richtig abgestempelt. Dadurch sei dem Betrieb ein Gesamtschaden von 250 Euro in den etwa letzten fünf Jahren ihres Arbeitsverhältnisses entstanden.
„Hä?“, fragt da jeder unbedarfte Zeitgenosse. Für 50 Euro pro Jahr ein Strafgericht beschäftigen, Staatsanwalt, Richter, Verteidiger? „Na klar!“, antwortet der Rechtskundige. „Betrug muss bestraft werden. Und wenn es nur zwei Euro fünfzig wären.“
Nach 15 Minuten Verfahrensdauer war klar: es sind nicht einmal zwei Euro fünfzig. Es ist gar nichts. Die einzige, vom Arbeitgeber benannte Zeugin sagte aus, sie könne nicht darüber Auskunft geben, ob E. irgendwelche unzulässigen Pausen gemacht habe. Der Kaufmännische Leiter von Pattberg musste zugeben, dass seine angebliche Pausenbetrugsliste, die er bei Gericht eingereicht hatte, aus Luft bestand und er damit keinerlei Schaden für den Betrieb beweisen konnte.
Es fragt sich zwar, warum die Staatsanwaltschaft diese Fakten nicht schon bei der Befragung von E. zum Strafantrag von Pattberg herausgefunden hat. Aber wir wollen ja nicht kleinlich sein. Nach 15 Minuten plädierte auch sie für Freispruch, dem sich Verteidigung und Gericht anschlossen.
Zur Frage nach dem Motiv für die Nicklichkeiten von Pattberg gegen die ehemalige Betriebsrätin E. meinte eine Zuhörerin, die ebenfalls viele Jahre diesen Betrieb als Beschäftigte erlitten hat: “Sie wollte als Betriebsrätin nur unsere Rechte durchsetzen.”
Und eine andere ergänzte: Pattberg sei „ein Konstruktionsbüro für Straftaten, die nicht stattgefunden haben“. Das stimmt natürlich nicht: Pattberg konstruiert bekanntlich schöne bunte Geschenkbänder.