7. Januar 2025

dm räumt aus: Götz Werner würde sich im Grab umdrehen.

Der alte, 2022 verstorbene Chef Götz Werner war sehr bedacht um den guten Ruf seiner Drogeriekette. Das galt auch für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Aber das ist Geschichte, berichten immer mehr dm-Kolleg*innen:

Kollegin A. wird von ihrem Vorgesetzten ins Büro gerufen. Er sagt ihr, sie habe keine Zukunft mehr bei dm. Gründe nennt er nicht. Er bietet ihr eine Abfindung an, wenn sie freiwillig geht.

B. hat im Januar 25 kein Gehalt auf seinem Konto. Er ruft in der Lohnbuchhaltung an und erfährt, dass dm die Zahlung eingestellt hat. B. hätte angeblich im letzten halben Jahr länger als 6 Wochen wegen derselben Krankheit gefehlt. B. stellt richtig: „Ich habe erst eine Miniskusoperation gehabt, jetzt ist es die Grippe.“ „Du kannst ja klagen“, wird ihm geantwortet.

C. kennt das Spielchen schon. Er hat geklagt, gegen die verweigerte Lohnfortzahlung und die spätere Kündigung und hat in 1. Instanz gewonnen. dm ist in Berufung gegangen. Der Termin beim Landesarbeitsgericht kommt demnächst. C. hat seit einem Jahr keinen Lohn erhalten, aber auch kein Arbeitslosengeld. Er musste Bürgergeld beantragen und wird demnächst seine Wohnung verlieren.

D. hat ebenfalls keinen Lohn bekommen, schon im Dezember. Auch wegen angeblich zu langen Fehlzeiten wegen angeblich derselben Krankheit. Ihm wird die Pistole auf die Brust gesetzt, er soll gegen eine Abfindung gehen.

E. war in der „Offenen Sprechstunde“. Auf die übliche Frage ihres Vorgesetzten, was sie in der Abteilung stört, hat sie eine kritische Anmerkung gemacht. Zwei Tage später wird ihr gesagt, sie passe nicht mehr ins Team. „In einem halben Jahr sind wir dich los“, wird ihr gedroht. „Oder du gehst freiwillig. Wir tun auch was drauf.“

F. hat ein BEM, ein betriebliches Wiedereingliederungsverfahren. Sie ist zu sechzig Prozent schwerbehindert. Ihr Arbeitsplatz ist nicht behindertengerecht. Ob sie Ideen habe, wie sie trotzdem dort weiter arbeiten könne, wird sie gefragt. Der Betrieb könne ihr leider nichts anderes anbieten.

G., H., I., J., K., … X, Y., Z. gehören zu denen, die in den letzten sechs Monaten abgemahnt wurden. Es sind über Hundert, allein im dm-Verteilzentrum Weilerswist mit seinen 2200 Beschäftigten.

Für etwa 50 Kolleg*innen hatte die Geschäftsführung dort kurz vor Weihnachten ein besonderes „Geschenk“. Sie erhielten einen Brief, den viele als Drohung verstanden haben. Sie würden in Kürze zu einem Gespräch gebeten, wird darin angekündigt. Denn: „In den vergangenen Wochen wurden wiederholt Auffälligkeiten zur Kenntnis genommen. Es ist uns wichtig zu erfahren, ob Sie weiterhin an einer positiven Zusammenarbeit interessiert sind.“

In mehreren Aushängen mit dem Titel „Frohe Festtage“ heißt es kaum weniger bedrohlich: „Es gibt einige Menschen, die schlichtweg die Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Verhalten schädigen.“ „Wir sind bereit, jeden von Euch zu unterstützen, wenn es zu persönlichen oder gesundheitlichen Problemen kommt. Aber alles nur im Rahmen unserer Möglichkeiten.“ „Für jene, die ihre Aufgaben vernachlässigen: Wir werden keine arbeitsvertraglichen Verfehlungen tolerieren.“

 

Was ist los bei dm?

Das Vermögen der zwei Eigentümer von dm, der Werner-Stiftung und der Familie Lehmann, beträgt etwa vier Milliarden Euro.

Trotzdem drängt der Konzern jetzt viele Beschäftigte aus dem Betrieb. Eigentlich ist bei derart massivem Personalabbau ein Sozialplan gesetzlich vorgeschrieben. Anscheinend will dm ihn mit seinen verdeckten Massenkündigungen vermeiden. Denn ein Sozialplan kostet Geld und verursacht öffentliches Aufsehen.

Wird deshalb gedroht, gekündigt, gekürzt? Werden deshalb Mitarbeiter*innen schikaniert und an den Rand ihrer Existenz getrieben, nur weil sie krank waren oder sind?

Es ist an der Zeit, sich gegen diese Maßnahmen zur Wehr zu setzen!

Auch die Kundinnen und Kunden von dm sind gefragt!

dm hat mehr zu verlieren als seinen guten Ruf.